Hansi Hinterseer nimmt "Gefühle" und die Presse mit auf eine Alm
Kati Pierson
Donnerstag, den 16. Juli 2015 um 15:35 Uhr
Wandern wir mal

Hansi Hinterseer: Mit „Gefühle“ und Pressemeute auf die Alm

Hansi Hinterseers Wanderungen den Hahnenkamm hinunter sind legendär. 13.000 Menschen und mehr nahm er vor Jahren mit. Dieses Mal war die Anzahl überschaubarer, doch Hansi in seinem Element: den Bergen.

Hansi Hinterseer hat die Pressepartner, sein Management-und Label-Team sowie ausgewählte Freunde und Wegbegleiter wie Luis Plattner (Tiroler Echo) zu einer Wanderung. Sein neues Baby „Gefühle“ soll auf dem Kitzbüheler Horn präsentiert werden. Doch vor der Jause auf der Almhütte steht der Weg vom Tal bis zur 1998 Meter hoch gelegenen Spitze.

Hansi Hinterseer: „Der Weg ist das Ziel“

Auf der Fahrt nach Kitzbühel lief Hansi Hinterseers neue Scheibe schon im Auto und ich weiß „Der Weg ist das Ziel“. Auch wenn es in dem Titel um Bauchgefühle und Liebe geht, eigentlich trifft es doch in allen Lebenslagen den Nagel auf den Kopf. Bis Du ans Ziel kommst, gibt es Höhen und Tiefen – wie hier in den Bergen. Wenn Du dann am Gipfel stehst oder wie wir an der Almhütte, dann jubelst Du, genießt nur noch den Ausblick, das gute Essen, das frische Weißbier und bist stolz auf Dich. Aber was fürs Leben bleibt, sind die Erfahrungen, die Du auf dem Weg gesammelt hast.

So sitzen wir völlig außer Atem irgendwann mit Hansi auf der Bank am Giebel der Almhütte, strecken alle Viere von uns und schauen über die Berge. Bis dato wussten wir als Nordlichter nicht, dass man nicht nur an der Ostsee endlos weit schauen kann. Doch es geht und Hansi erklärt uns die Welt, während im Hintergrund aus seinem neuen Album „Komm und tanz“ läuft.

Hansi Hinterseer: „Egal wohin Du gehst“ – wir folgen Dir

„Gefällt’s Dir?“, fragt Hansi und eigentlich will ich gar nicht mehr reden. Ich renne jetzt zwar schon eine ganze Weile hier hin und her, rede mit diesem und mit jenem, mache hier ein Foto und dort. Aber eigentlich möchte ich genau jetzt einfach nur noch da sitzen und genießen, denn ich bin oben angekommen. Hansi Hinterseer sitzt neben mir und mehr brauche ich jetzt eigentlich gar nicht. „Ja, es ist hammergeil“, antworte ich wie ein typischer Programmierer.

Ausblick vom Kitzbüheler Horn
Kati Pierson

Wir sind zuvor ca. 45 Minuten gewandert. Klingt jetzt nicht nach so viel, doch für die Presse-Bürohengste und Fotografen mit schwerer Ausrüstung, war das schon gewaltig. Alle haben nach Luft gejapst – nur einer nicht: Der Hansi. Dabei hat er es sich nicht nehmen lassen und seinen Gästen beim Tragen über Stock und Stein geholfen.

Hansi Hinterseer und die Heimat(-Gefühle)

„Ihr habt Euch ganz gut geschlagen“, lobt er uns und fragt noch mal nach: „Aber es ist doch jetzt schön hier!?“ Ich bin immer noch total geflasht. Hansi sitzt neben mir in der Sonne und scheint es zu merken. „Es war irgendwann mal meine Idee, die Präsentationen der CDs so zu machen“, beginnt er zu erzählen. „Wir laden Euch gerne ein und freuen uns, wenn ihr dann kommt. Ihr sitzt den ganzen Tag im Büro und habt die Computer vor Euch. Wenn ihr dann her kommt, dann habt ihr, glaube ich, selbst auch etwas davon. Dann könnt ihr das hier mal einen Tag genießen.“

Hansi Hinterseer und sein Produzent Alfons Weindorf erreichen die Holzköpflhütte am Kitzbühler Horn
Kati Pierson

Das soll ein Interview werden, aber mehr als „Da hinten liegt noch Schnee!“ bringe ich nicht hervor. Mit dem Blick über die gewaltige Berglandschaft sehe ich nur aus dem Augenwinkel wie Hansi neben mir schmunzelt: „Da auch und da auch noch!“ Hansi erzählt mir, was ich da vor mir habe: „Da siehst Du die Hohen Tauern mit ihren Gletschern. Ein bisschen schauen sie hinter den Wolken hervor.“ Ähm wo sieht er Wolken? Gut da hinten ist es etwas diesig, aber sonst haben wir traumhaftes Wetter.

„Bist Du oft hier oben?“, will ich wissen. „Auf dieser Seite bin ich eigentlich weniger. Ich bin eher drüben auf dem Hahnenkamm unterwegs. Da bin ich aufgewachsen. Aber hier ist auch ein schönes Skigebiet“, sagt er und zeigt in die entsprechenden Richtungen.

Hansi Hinterseer auf dem Kitzbüheler Horn anlässlich der Präsentation des Albums „Gefühle“
Kati Pierson

„Und im Sommer geht’s zum Baden in den Schwarzsee“, frage ich um überhaupt irgendwas zu sagen. „Ja auch, aber wenn Du hier ca. 4 Stunden über die Berge gehst, dann kommst Du zu einem Wildbach. Da sind dann auch Hirsche und Rehe.“ 

Hansi Hinterseer sagt „Hallo kleines Engei“ und zeigt „Gefühle“

„Auf Deinem Album ist ein Wort, dass ich als Flachlandtiroler nicht verstehe. Was ist denn ein Engei?“, frage ich um das Thema aufs neue Album zu lenken, schließlich sind wir deshalb hier oben. „Engei ist die Verlieblichung von Engel. Das ist die Verniedlichung in unserem Bezirk. Dirnei – ist das Drindl. Es kommt immer das „ei“ hinten nach. Oder auch beim Hansi. Das wird Hansei“, erklärt er mit einer Engelsgeduld.

Hansi Hinterseer – CD-Präsentation „Gefühle“
Kati Pierson

„Und wieso heißt Dein neues Album „Gefühle“? So heißt doch gar kein Titel“, frage ich.Ich bin stolz, dass ich mich mit dem Titel durchgesetzt hab. Es ist immer schwierig, einen Titel zu wählen. Er soll kurz sein. Er soll prägnant sein. Er soll natürlich auf die Lieder passen“, erklärt er die verzwickte Situation bei jedem neuem Baby. Welchen Namen gibt man dem Kinde? „Ich hab mir gedacht, Gefühle hast jeder von uns. Es gibt nette Erinnerungen, schöne Gefühle, regelrechte Glückgefühle und auf der anderen Seite nicht so schöne Gefühle, traurige oder nachdenkliche Stunden. Im Leben ist alles dabei, wie auf diesem Album. Das sind alles Gefühle.“

Hansi Hinterseer: „Eigentlich wollte Romana den Text schreiben“

Dass er mir einen Titel auf den Leib gesungen hat, finde ich schön. Mir macht auch keiner was recht. Als ich Hansi damit konfrontiere, muss er lachen: „Diesen Titel hat 1982 ein Rock-Duo geschrieben. Ich hab das Demoband gehört und mir hat die Melodie sofort zugesagt. Das hat mir richtig gefallen. Ich hab jetzt noch ein bisserl Tanzmusik rein gebracht und versucht das Ganze ein bisschen beschwingter zu machen. Es war aber kein deutscher Text dabei, deshalb wollte eigentlich die Romana einen Text dazu schreiben.“

Aber daraus wurde nicht. Das Rock-Duo Chas & Dave wiegelten ab. Es musste der Originaltext sein, der 1982 als „Ain’t No Pleasing You“ auf Platz 2 der Englischen Charts stürmte. „Dann hab ich mir den Text richtig angeschaut und gesagt: Auf den Punkt! Wie oft ist man verliebt im Leben und man wird benützt. Man ist blind vor Liebe und macht alles, was der andere will und läuft hinterher. Bis man eines Tages sagt: Feierabend. Jetzt ist aber genug! – Ich finde den Titel richtig lustig.“

Hansi Hinterseer: Seine Frau hat auch zwei Texte geschrieben

Während Hansi mit das Album signiert, will ich wissen, welcher Titel ihm am besten gefällt. „Hui das ist schwer zu sagen. Das ist wirklich echt schwer zu sagen.“ Er beginnt auf der Rückseite zu lesen und fragt dann: „Welcher gefällt Dir?“ „Der Weg ist das Ziel, Das geht nur mit Dir, Das bist Du und Egal wohin Du gehst“, antworte ich.

Hansi Hinterseer auf dem Kitzbüheler Horn anlässlich der Präsentation des Albums „Gefühle“
Kati Pierson

Er wundert sich über diese Auswahl, besonders den Titel „Der Weg ist das Ziel“ scheint er mir nicht abnehmen zu wollen. Die Texte für „Das geht nur mit Dir“ und „Der Weg ist das Ziel“ hat seine Frau Romana geschrieben. Doch da ist noch ein Titel auf dem Album.

Hansi Hinterseer: „Es ist etwas ganz Spezielles“

Und so speziell wie der Tag hier in den Bergen ist auch, der letzte Titel des Albums. Eigentlich schlägt er völlig aus der Art, dieser optimistischen Frohnatur, die hier neben mir auf der Bank sitzt.  „Den Titel hab ich mal irgendwo gehört. „Es wird im Leben, Dir mehr genommen als gegeben“ –  1925 oder so hat den der Tenor Joseph Schmidt gesungen. Das war ein Sohn deutschsprachiger Juden aus Bukowina. Er kam nach Berlin, hat dort studiert und ist irgendwann vor den Nazis geflüchtet. Bis in die Schweiz haben sie ihn verfolgt und dort starb er dann auch. Er hatte eine sensationelle Stimme. Ich hab das gehört und dachte, das ist unglaublich. Das ist ein schönes Liadl. Ich singe, es aber auf meine Art. Ich bin kein Tenor. Es ist etwas ganz Spezielles.“

Hansi Hinterseer mit Kati Pierson am Kitzbüheler Horn
Kati Pierson

Hansi Hinterseer über Chartambitionen & Dänemark

„Heut‘ ist Dein Tag“ kletterte von Null auf Platz Eins der Charts in drei Ländern. Doch so etwas plant Hansi nicht: „Wie’s kommt, kommt‘s! Des Wichtigste ist für mi, das die Menschen a Gaudi haben mit den Liedern. Wenn man in den Charts dann voll dabei ist: Super. Es ist einfach schön, wenn man nach so vielen Jahren so etwas machen kann. Und wenn meine Fans die „Gefühle“ verspüren es zu kaufen: Wunderbar.“

Aber wie erklärt er sich die Nummer Eins damals in Dänemark und die vielen ausverkaufen Konzerte. Die Dänen vergöttern Hansi ja regelrecht und haben sicher Probleme mit dem Verstehen und Übersetzen: „Wie viele Bayern verstehen denn die Lieder auf Plattdeutsch und wie viele Nordlichter verstehen die Bayern? Musik musst Du spüren, dann brauchst Du sie nicht unbedingt verstehen. Wenn jemand gerne meine Musik hört, dann hört er sie gerne.“

Hansi Hinterseer Abstieg vom Kitzbüheler Horn anlässlich der CD Präsentation von „Gefühle“
Kati Pierson

Hansi Hinterseer: „Ich schummeln? Nie!“

Wir sitzen immer noch auf der Bank. Es ist immer noch „bärig“ hier. Im Frühjahr 2016 wird die Zeit dafür weniger werden für Hansi Hinterseer, denn er geht wieder auf Tournee. Aber eigentlich ist er jetzt schon heiß drauf. „Wir sind schon am Planen, was wir alles so machen. Wir sind ein eingeschworenes Team das Tiroler Echo, die Techniker und ich. Das ist fast schon eine große Familie und ich kann mich auf sie verlassen, dass macht mich sehr glücklich.“

Hansi Hinterseer auf dem Kitzbüheler Horn anlässlich der Präsentation des Albums „Gefühle“
Kati Pierson

Natürlich wird dann im Tourbus auch wieder Karten gespielt. Während der letzten Weihnachtstournee kursierte ein Gerücht, dass da jemand schummeln würde. „Das kann nicht sein. So etwas wird’s nicht geben.“, sagt er und grinst dabei spitzbübisch. Er kann es nicht glauben und hat einen Verdacht: „Ehrlich? Kann nur der Luis sein. Ist mir noch gar nicht aufgefallen, aber jetzt wo Du des sagst, das ist interessant.“ Laut unseren Informationen soll er es sein, der schummelt: „I? Nie! Das kann gar nicht sein!“ gibt er sich ganz verwundert und lacht dabei schelmisch.

Hansi Hinterseer: „Das geht nur mit Dir“

Langsam geht der Tag zu ende. Die letzte Gondel fährt bald und wir müssen von unserer Alm wieder runter. Hansi packt kräftig mit an. Aufgespielt hat er mit Luis vom Tiroler Echo, gutes Essen gab’s, es war Zeit für das eine oder andere Gespräch, im Hintergrund spielte seine neue CD und alle Sorgen waren für Stunden winzig klein. Lieber Hansi, „Das geht nur mit Dir“!